Die Herausforderung ein rohes Pferd zu kaufen und dies selbst nach den eigenen Wunsch- und Wertevorstellungen auszubilden, hat wohl jeden Reiter schon einmal beschlichen. Ein unverbrauchtes Pferd zum Teampartner machen ist ein toller Gedanke, aber wie bildet man so ein rohes Pferd überhaupt aus?
Zum Ausbilden oder Einreiten eines Pferdes gibt es unterschiedliche Grundsätze und Richtlinien. Die Richtlinien der FN (Deutsche Reiterliche Vereinigung) können Hilfestellung dienen. Die Richtlinien können von Verband zu Verband etwas abweichen.
Ab welchem Alter kann ich mit meinem Pferd arbeiten?
Pferde sollten ihrem Alter entsprechend gearbeitet werden. Beginnen kann man allerdings bereits im Fohlenalter mit dem Fohlen-ABC. Mit der Zeit kommen immer mehr Dinge zum Training hinzu.
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Je früher man mit dem Gehorsamkeitstraining bei einem jungen Pferd beginnt, desto leichter wird man es im späteren Pferdealter haben. Wo andere Pferde nochmal so richtig ihre Grenzen austesten, weiß deiner schon genau, wie der Hase läuft.
Im Fohlenalter sollte sich das Training aber auf das Anfassen lassen des Körpers, Hufe geben und Anbinde-Training belassen werden.
Mit zwei Jahren kann man dem Pferd schon Dinge wie einen Kappzaum zeigen und die ersten Longieransätze starten. Spazierengehen, Führtraining, Verladetraining usw. Auch Bodenarbeit und Freiarbeit kann mit einem Zweijährigen bereits gestartet werden.
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Pferd mit 3 Jahren einreiten?
Man kann Pferde mit drei Jahren theoretisch einreiten. Praktisch gibt es aber auch unter den Pferden Spätentwickler, die sowohl körperlich als auch geistig mit drei noch nicht in der Lage sind geritten zu werden.
Als Reiter kennt man das Bild des vollkommen überbauten dreijährigen Warmblutes, das nun aber eingeritten werden soll – weil es dreijährig ist.
Nicht alle Pferde sind in diesem Alter bereits reif genug, um ihr Leben als Reitpferd zu starten. Und selbst wenn sie mit drei körperlich und geistig schon bereit erscheinen, sollte man das Anreiten schonend beginnen und im besten Fall nach 6 Monaten nochmal für mindestens genauso lange das Training unterbrechen und dem Pferd Zeit geben sich auf der Wiese zu entwickeln.
Denn oft lernt ein Fünfjähriger, der seine Karriere als Reitpferd beginnt, schneller als ein noch vollkommen grüner Dreijähriger, der in seinem Kopf noch ein Kind ist.
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Was ist die Ausbildungsskala der FN?
Um der Erziehung und dem Einreiten eines Fohlens bzw. Jung-Pferdes einen Rahmen zu geben, hat die FN eine Ausbildungsskala entworfen, an der man sich im Training orientieren kann. Es ist ein systematisches Ausbildungssystem für Pferde.
Die Ausbildungsskala der FN ist dabei allerdings nicht nur den Dressurreitern vorbehalten, sie gilt für die Aus- und Fortbildung eines jeden Pferdes und Reiters, egal aus welcher Sparte der Reiterei sie kommen. Innerhalb dieser Skala verschmelzen das Wissen der Trainingslehre, mit dem Wissen über die Natur des Pferdes – zusammen bilden sie das Herzstück der klassischen Reiterei.
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Die sechs Phasen der Ausbildungsskala sind allerdings keinesfalls schematisch, sondern eher systematisch aufzufassen – sie beeinflussen sich gegenseitig und entwickeln sich nicht zwangsläufig nacheinander, sondern auch gleichzeitig.
Ziel ist es durch das Training unter dem Reiter und vom Boden das Gleichgewicht und die Durchlässigkeit des Pferdes so zu fördern, dass man letztlich ein gesundes, leistungsbereites und gehorsames Pferd hat.
Die 6 Phasen der Ausbildungsskala im Überblick:
- Takt:
Der Takt beschreibt das Gleichmaß der Tritte und Sprünge des Pferdes. Diese sollten gleichmäßig und stetig sein. Takt hat dabei viel mit der Wahl des korrekten Tempos zutun. Wird dauerhaft das falsche Tempo für das Pferd gewählt, erschwert dies dem Pferd den richtigen Takt und sein Gleichgewicht zu finden.
- Losgelassenheit:
Die Losgelassenheit des Pferdes beschreibt das konkrete Anspannen und Entspannen der Muskeln, ohne dabei in innere Unruhe zu geraten. Das Pferd soll sich vertrauensvoll an die Hand und das Gebiss dehnen und den Hals aus dem Widerrist fallen lassen.
Nur ein körperlich und mental losgelassenes Pferd kann Leistung bringen, dabei sollte aber nie vergessen werden, dass das Pferd nur so losgelassen sein kann, wie der Mensch, der im Sattel sitzt.
Die Dehnungsbereitschaft des Pferdes nimmt damit eine Schlüsselfunktion in der Erarbeitung der korrekten Anlehnung ein. Es ist die Grundvoraussetzung.
- Anlehnung:
Die Anlehnung beschreibt die weiche, aber stetige Verbindung zwischen Pferdemaul und Reiterhand. Sie entsteht durch das korrekte Nachtreiben – von hinten nach vorn – an das Gebiss heran. Nur wenn das Pferd losgelassen an das Gebiss herantritt, kann eine konstante weiche Verbindung entstehen.
Anlehnung: Vom Pferd gesucht, vom Reiter gestattet. Dieses Sprichwort stellt klar, dass eine korrekte Anlehnung das Vertrauen des Pferdes in die Reiterhand braucht.
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- Schwung:
Schwung beschreibt die Weiterleitung eines energetischen Impulses aus der Hinterhand, welche sich über den schwingenden Rücken auf die gesamte vorwärts Bewegung des Pferdes auswirkt.
Entstehen tut Schwung allerdings nur, wenn der Rücken losgelassen schwingt – es besteht also ein Zusammenhang zwischen Losgelassenheit, Rückentätigkeit und Schwung. Schwung hat dabei entgegen der ersten Vermutung allerdings nichts mit Tempo zu tun.
Schwungvoll werden Bewegungen dann, wenn die Momente der Schwebephasen verlängern.
- Geraderichtung:
Die Geraderichtung beschreibt das gleichmäßige Training beider Körperhälften des Pferdes, um dessen natürliche Schiefe auszugleichen und das Pferd gesundheitserhaltend zu gymnastizieren.
Bei der Geraderichtung sollen die Längsachsen des Pferdes aufeinander ausgerichtet sein, sodass die Beinpaare sich auf einer Linie bewegen. Nur so kann das Pferd sein Gleichgewicht finden und halten.
Ohne Geraderichtung entsteht ein stark einseitig trainiertes Pferd, welches auf einer Körperhälfte Sehnen, Muskeln und Gelenke deutlich mehr belastet, was auf Dauer zu Schäden an diesen führen kann.
- Versammlung:
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Die Versammlung beschreibt das leichtfüßige Ausbalancieren des Pferdes auf kleiner Grundfläche mit energetisch herangeschlossenen Hinterbeinen. Dabei soll sich das Pferd selbst tragen.
Allerdings ist Versammlung nur dann wertvoll, wenn Takt und Fleiß dabei erhalten bleiben.
Bei der versammelten Arbeit sollte dem Reiter bewusst sein, wie anstrengend das für das Pferd ist.
Das Training sollte also angepasst und nur langsam gesteigert werden, um das Pferd nicht zu überfordern. Auch pausen, in denen das Pferd die Muskulatur wieder entspannen kann, sind bei der versammelten Arbeit enorm wichtig.
Wie reite ich mein Pferd schonend ein?
Das Einreiten bleibt eine individuelle Sache, die abhängig von Pferd und Reiter – aber auch den Zielen innerhalb der Ausbildung sein können. Eine Pauschallösung gibt es also nicht.
Trotzdem würde ich nach dem Erarbeiten des Fohlen ABC mit dem Longieren am Kappzaum beginnen. Ist das Pferd sicher an der Longe und geht artig zu Fuß mit ins Gelände, kann die Gewöhnung an eine Trense und ein Gebiss gestartet werden.
Anschließend kannst du dem Pferd ein Pad oder ein Sattel auflegen und das tägliche Training damit weiterführen: Spazieren gehen, longieren, Bodenarbeit. Das Pferd soll sich daran gewöhnen, Pad/Sattel auf dem Rücken zu tragen. Vergiss nicht das Pferd auch an die baumelnden Steigbügel zu gewöhnen, um einem Unfall vorzubeugen.
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Nun kannst du mit der Gewöhnung an das Reitergewicht beginnen. Lasse dein Pferd dafür von jemandem festhalten und beginne damit dich, ohne in den Steigbügel zu treten, über den Rücken des Pferdes zu legen.
Streichle dein Pferd von der anderen Seite. Lege im nächsten Schritt ein Bein über den Rücken, ohne dein ganzes Gewicht auf das Pferd zu legen. Steigere dieses Training, bis du ganz auf dem Pferd sitzt.
Jetzt kann dein Assistent es wagen, mal einige Schritte zu gehen. Klappt auch das, können die ersten Ritte an der Longe stattfinden. Hast du dein Pferd an der Longe oder durch klassische Handarbeit gut vorgearbeitet, sind die Hilfen deinem Pferd nicht fremd und ihr werdet schnell Fortschritte machen.
Funktionieren Gas, Bremse und Lenkung und dein Pferd fühlt sich wohl, kann die Longe abgenommen werden und das freie Reiten und die Ausbildung zum Reitpferd endgültig beginnen.
- Diacont, Kerstin (Autor)
Pferd in den Beritt geben oder selbst einreiten?
Ob man sein Pferd selbst ausbildet oder in den professionellen Beritt gibt ist eine Individualentscheidung, die vor allem daran liegt, wie viel Geld man hat und welche Ziele man erreichen will.
Soll das dreijährige Pferd in der kommenden Saison bereits seine ersten Turniere starten, kann ein Beritt von Vorteil sein. Hier werden die Pferde professionell angeritten und dann zur weiteren Ausbildung zurück zum Besitzer gegeben. Das Pferd kann in wenigen Wochen enorme Fortschritte machen.
Manche Reiter wünschen sich aber auch alle Erfahrungen selbst zu machen. Da kann ein Beritt durch den eigenen Trainer am Stall von Vorteil sein. Ohnehin sollte sich jeder einen Profi mit ins Boot holen, wenn er ein Pferd von 0 ausbilden will – schiefgehen kann nämlich viel.
Außerdem sollte man sein reiterliches Können nicht überschätzen und sich im Zweifel eingestehen, wenn man Hilfe vom Profi benötigt.
Fazit und eigene Meinung
Das korrekte Anreiten eines Pferdes ist umstritten. Einreiten mit Drei? Nochmal Wegstellen und doch erst mit vier Anfangen? Es scheiden sich die Geister bei diesen Fragen. Wichtig ist es als Besitzer genau auf das Pferd zu achten. Ist mein Pferd schon bereit? Ist mein Pferd überfordert? Das sind Fragen, die man klar beantworten können sollte.
Ich selbst habe mein erstes Pferd auch alleine ohne Beritt eingeritten. Der Wallach war allerdings schon 15, was die Ausbildung enorm erschwert hat. Ein Pferd, welches so lange nicht geritten wurde, tut sich mit der Veränderung extrem schwer.
Trotzdem habe ich mir einen verlässlichen Alltags- und Geländepartner ausgebildet, auf den man sich immer verlassen konnte und ich freue mich zu sehen, dass er nun mit Kindern alleine im Gelände unterwegs sein kann.
Ich hoffe, dass du in diesem Beitrag noch etwas lernen konntest.
Lieben Gruß,
Annika