Können blinde Pferde weiter geritten werden?

Pferdeauge

Das Horrorszenario eines jeden Pferdebesitzers: Das Pferd erblindet durch eine Krankheit oder einen Unfall teilweise oder komplett. Plötzlich muss die ganze Arbeit mit dem Pferd neu überdacht werden und es stellt sich die Frage, ob das Pferd überhaupt weiter geritten werden kann.

Ein erblindetes Pferd kann nach seiner Regeneration meist ganz normal geritten und gearbeitet werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine teilweise oder vollkommene Erblindung handelt.

Wie sehen Pferde?

Die Augen von Pferden liegen seitlich. Jedes Auge hat ein Sichtfeld von fast 180°. Beide zusammen können fast eine Rundumsicht von 360 Grad ermöglichen. Dadurch können sie Gefahren frühzeitig erkennen und im Notfall schnell flüchten.

Pferde haben seitlich liegende Augen. Jedes Auge deckt dabei etwa 180 Grad des Sichtfeldes ab, wodurch Pferde beinahe ein 360 Grad Sichtfeld haben. Der Fokus ihres Sichtfeldes aber liegt am Boden, um Gefahren schnell zu erkennen. Direkt vor ihren Nüstern und hinter ihrem Schweif sehen Pferde nichts. Deshalb sollte man stets mittels der Stimme bemerkbar machen, sollte man sich in diesem toten Winkel befinden.

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Haltung und Pflege von blinden Pferden. Das solltest du wissen!

Pferde sehen nicht annähernd so scharf wie der Mensch. Um Gegenstände zu fokussieren, müssen die Pferde den Kopf in die Richtung des Gegenstandes drehen. Ab einer Entfernung von etwa 10m sehen Pferde allerdings nur noch verschwommen.

Das Sichtfeld des Pferdes

Wodurch können Pferde erblinden?

Pferde erblinden am häufigsten durch die periodische Augenentzündung, aber auch Traumata durch Unfälle können nicht selten dazu führen, dass dem Pferd ein Auge oder beide Augen entfernt werden müssen.

Pferde können durch ganz unterschiedliche Gründe erblinden. In einigen Fällen liegt der Defekt bereits in der DNA und bricht im Laufe des Lebens aus, sodass eine leichte oder ausgeprägtere Blindheit entstehen kann.

Die periodische Augenentzündung ist eine durch Bakterien ausgelöste Entzündung, die das Gewebe und die inneren Strukturen derart zerstören, dass es eine Erblindung zur Folge hat.
Je nach Schwere der Erkrankung leiden die Pferde unter starken Schmerzen und tränenden Augen. In den meisten Fällen muss das betroffene Auge vollständig entfernt werden.

Bei Traumata, wie Unfällen kann es ebenfalls notwendig sein, dass das beschädigte Auge entfernt wird, wobei dies eine eher seltene Situation ist.

Auch altersbedingt können Pferde leicht oder mittelstark erblinden. In diesem Fall besteht kein weiterer Handlungsbedarf – auch ältere Menschen sehen schlechter. Natürlich sollten etwaige Augenerkrankungen wie der grüne Starr trotzdem ausgeschlossen werden.

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Wie kann ich die Augen meines Pferdes unterstützen?

Ähnlich wie beim Menschen unterstützt die Zufuhr von Vitaminen und Mineralien die Funktion der Augen und die möglichst lange Erhaltung der Sehkraft. Auch das regelmäßige sanfte Reinigen der Augen hilft.

Durch die Zufuhr der lebenswichtigen Mineralien wird die natürliche Funktion der Organe, aber auch des Pferdeauges unterstützt und erhalten.
Mindestens einmal im Jahr sollte durch den Tierarzt ein Blutbild angefertigt werden, nach dessen Auswertung man die Fütterung der Mineralien anpassen kann. Hochwertiges Mineralfutter kann ganzjährig, nur über den Winter oder Kurweise, für etwa 4-6 Wochen bei Bedarf verfüttert werden.

Auch das Füttern von Karotten fördert durch seine Vitamine die Funktion der Augen. Hier sollte allerdings darauf geachtet werden, dass die Fütterung der Leckerei nur in Maßen gesund ist und in Massen zu Magenproblemen führen kann.

Lesetipp!
Wenn du wissen möchtest, ob Pferde im Dunkeln sehen können, solltest du diesen Artikel lesen.

Außerdem sollte man darüber nachdenken die empfindlichen Augen im Sommer durch eine Fliegenmaske vor Insekten und starkem UV-Licht zu schützen und diese täglich mit einem feuchten Tuch oder dem Finger vorsichtig reinigen.

Bei Bedarf gibt es auch sanfte Augenspülungen, wenn stärkere Verkrustungen am Auge zu finden sind. Diese lösen den Dreck und den Talg, sodass er einfach mit einem Tuch abgewischt werden kann.

Wie passe ich die Arbeit für ein blindes Pferd an?

Grundsätzlich kann mit einem blinden Pferd ganz normal weiter gearbeitet werden, allerdings muss darauf geachtet werden, dass das Pferd gewisse Dinge und Kommandos neu erlernen muss und der Reiter mehr Verantwortung trägt.

Ist das Pferd auf einem Auge blind, muss man sich keinerlei Sorgen machen. Pferde kommen mit dieser Einschränkung meist wunderbar klar und man wird kaum einen Unterschied feststellen. Manche Pferde werden auf der blinden Seite etwas hohler und lassen sich schlechter Stellen, hier kann ein guter Trainer helfen.

Ist das Pferd komplett erblindet, ist Kontinuität das wichtigste. Egal, ob im Stall, im Alltag oder im Training. Tut sich das Pferd beispielsweise im Offenstall schwer, kann es helfen, dem besten Freund des Pferdes ein Glöckchen, um den Hals zu hängen oder in die Mähne einzuflechten. So kann das Pferd zumindest ein Herdenmitglied immer zuverlässig orten.

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Ansonsten musst du dir als Reiter bewusst sein, dass du nun die Augen für dein Pferd besitzt. Du solltest langsam anfangen, das Training wieder aufzunehmen und dem Pferd alles erneut zeigen. Bringe deinem Pferd beispielsweise bei, auf Kommandos die Beine höher zu heben, um Unebenheiten oder Steigungen/Stangen bewältigen zu können. Arbeite viel mit deiner Stimme und lobe das Pferd so viel es geht.

Versuche die Abläufe immer gleich zu gestalten, so weiß das Pferd genau, was passiert und es entstehen weniger stressige Momente im Umgang.

Versuche dein Pferd trotz seiner Einschränkung, aber nicht in Watte zu packen und ermögliche ihm ein artgerechtes Leben innerhalb seiner Herde. Grade ein blindes Pferd sollte ständig im Kontakt mit Artgenossen sein, um sich besser orientieren zu können.

Im Training hilft ein kompetenter Trainer, die entstandenen Defizite auszumerzen. So kann auch ein blindes Pferd normal weiter geritten und unter Umständen sogar wieder auf dem Turnier vorgestellt werden. Auch Springen oder Extreme-Trails können von blinden Pferden gemeistert werden.
Solltest du mehr über die Arbeit mit komplett blinden Pferden erfahren wollen, schau dich mal auf Social-Media nach »Endo the Blind« um.

Persönliche Erfahrungen mit einem blinden Pferd

Mein erstes Pferd war ebenfalls auf einem Auge komplett Blind und auf dem anderen Auge zu 40%. Dies rührte von einer Infektion der Mutterstute, die sie während der Tragezeit an das Fohlen weitergegeben hatte. Das Fohlen kam komplett blind zur Welt. Durch eine gute tierärztliche Behandlung konnte etwas Sehkraft zurückgegeben werden.

Blindes Auge
Hier das blinde Auge meines Wallachs.

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Tatsächlich hat man im Umgang absolut nichts von seiner Einschränkung gemerkt. Er war zu jederzeit trittsicher und sehr mutig. Wir waren viel (alleine) ausreiten, haben Stangenarbeit gemacht und sind normal Dressur geritten.
In seinem speziellen Fall hat ein spätes Einreiten, mit 14 Jahren, dazu geführt, dass ihm das Biegen und Stellen mit der Blindheit schwergefallen ist, da er offenbar Angst hatte umzufallen, wenn er sich korrekt hätte stellen lassen. Aber auch das ließ sich mit einem guten Trainer weitestgehend beheben.

Trotzdem habe ich als Reiterin grade im Gelände gemerkt, dass man selbst niemals vergessen darf, dass das Pferd blind ist. Ich weiß nicht, wie viele Äste mein Pferd ins Gesicht bekommen hat, oder wie oft er an einem Tor hängen geblieben ist, weil ich schlichtweg vergessen habe, dass er das Hindernis nicht sehen kann.

Fazit

Blinde Pferde können wunderbar weiter geritten und trainiert werden. Natürlich gibt es Einzelfälle, in denen sich das weitere Leben des Pferdes als schwieriger gestaltet. Besonders, wenn das Pferd schon vor der Erblindung Vertrauensprobleme gegenüber dem Menschen hatten.

Trotz allem sollte man das Pferd auf keinen Fall aufgeben, sondern am Ball bleiben. Ich kann dir versprechen, dass ein blindes Pferd der treuste Partner wird, den du dir vorstellen kannst.

Ich hoffe, dass du etwas für dich mitnehmen konntest und du keine Angst davor hast, was passiert, wenn dein Pferd erblinden sollte. Gib nicht auf und such dir einen guten Trainer.

Lieben Gruß,
Annika

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