Endlich ist es so weit. Das neue Pferd ist da, oder das Einreiten des Jungpferdes hat gerade richtig Fahrt aufgenommen. Der erste Ausritt steht an. Damit dieser auch ein voller Erfolg wird, gibt es einiges zu beachten und vorzubereiten. Darum geht es heute in diesem Artikel.
Pferde sind Fluchttiere, das Rascheln im Gebüsch oder die plötzliche Bewegung vom Nachbarshund können bei mangelndem Training zu einer lebensgefährlichen Situation auf den ersten Ausritten führen. Deshalb sollte immer mit Vertrauensarbeit am Boden begonnen werden.
Wie gewinne ich das Vertrauen meines Pferdes?
Um das Vertrauen deines Pferdes zu gewinnen, ist es vor allem wichtig zu verstehen wovor es Angst hat und warum es davor Angst hat. Dann lassen sich die Probleme mit viel Geduld vom Boden lösen.
Pferde sind Fluchttiere. Ihr Instinkt sagt Ihnen, dass sie flüchten sollten, wenn sie Bewegungen oder Geräusche nicht zuordnen können – letztlich könnte es ein Raubtier sein.
Um das Pferd davon zu überzeugen, dass es dir vertrauen kann und du es vor jeder Gefahr – ob bellender Hund oder Traktor – beschützen wirst, ist es wichtig ihm all diese Dinge vom Boden aus zu zeigen.
Am Boden kann dich das Pferd gut sehen und sich so besser an dir orientieren. Wenn du Ruhe ausstrahlst und dem Pferd vermittelst, dass alles in Ordnung ist, wird es deine Ruhe mit der Zeit annehmen und deutlich entspannter mit stressigen Situationen umgehen.
Schrecktraining mit Planen und anderen Hindernissen ist ebenfalls eine vielversprechende Möglichkeit, um das Pferd sanft vom Boden zu sensibilisieren. Dabei können Gegenstände wie Planen, Regenschirme, Bälle, Mülltüten und viel mehr zum Einsatz kommen. Achte dabei aber darauf, das Pferd nicht zu überfordern und ausreichend für ruhiges Verhalten zu loben.
Ist Spazierengehen mit Pferd sinnvoll?
Das Spazierengehen mit dem Pferd vor dem ersten Ausritt ist definitiv sinnvoll, um das Pferd vorsichtig an das Ausreitgelände zu gewöhnen und einen ersten Eindruck über dessen Nervenstärke zu erhalten.
Wenn die erste Vertrauensarbeit auf dem heimischen Reitplatz oder der Halle getan ist, kann das Training ausgeweitet werden.
Für den ersten Ausflug ins Gelände sollte ein erfahreneres Pferd mitgenommen werden, um Sicherheit zu vermitteln.
Außerdem solltest du Handschuhe tragen, eine Gerte mitnehmen und am besten ein Knotenhalfter verwenden, damit du eine bessere Einwirkung auf dein Pferd hast, sollte es sich doch einmal vor etwas erschrecken.
Auf dem Spaziergang kannst du genau beobachten, was deinem Pferd Sorgen bereitet und an welchen Ecken du bei deinem Ausritt eventuell aufmerksam sein solltest.
Zeige deinem Pferd alle „gruseligen“ Dinge. Bestenfalls schaffst du es, dass dein Pferd die Dinge sogar mit den Nüstern berührt. Spätestens in diesem Moment wird jegliche Anspannung von deinem Pferd abfallen.
Vergiss nicht dein Pferd zu loben, wenn es über sich hinausgewachsen, oder kräftig abgeschnaubt hat.
Hier erfährst du noch mehr über das einreiten eines Fohlens.
Was ist ein Handpferd?
Ein Handpferd ist ein Pferd, welches von einer Person geführt wird, die auf einem Pferd sitzt. So orientiert sich das unerfahrene Pferd mehr am anderen Pferd und gewöhnt sich daran, dass der Mensch nicht mehr am Boden ist.
Das Tolle am Handpferdereiten ist, dass man es immer weiter steigern kann.
Beim ersten Mal ist es ratsam, dass noch jemand am Boden dabei ist, um im Notfall eingreifen zu können, da der Reiter im schlimmsten Fall den Strick loslassen müsste, um sich nicht selbst in Gefahr zu bringen.
Es sollte auch darauf geachtet werden, dass sich die Pferde verstehen und kein Problem damit haben nah aneinander zu laufen. Klappt dies gut, kann man allein versuchen, mit dem eignen Pferd als Handpferd ins Gelände zu gehen. Klappt auch dies gut, kann man den ersten Ausritt zu zweit wagen, bei dem das Pferd unter der Trense weiterhin ein Halfter trägt und der zweite Reiter den Strick noch mit, in der Hand hält.
Man wird also mitgenommen und das Pferd kennt diese Situation bereits. Man sollte dem Pferd genügend Zeit geben, sich an die Veränderung zu gewöhnen, dass nun noch der Reiter obendrauf sitzt und zusätzlich etwas von ihm verlangt. Hier kann man auch den ersten Trab oder sogar Galopp gemeinsam probieren, bevor man den nächsten Schritt wagt.
Wie stürze ich richtig vom Pferd?
Kommt es im Ernstfall zu einem Sturz, solltest du versuchen die Arme und Beine nah an deinem Körper zu halten und dich nicht mit den Händen abzufangen, dies kann Knochenbrüche vermeiden.
Auch eine Schutz- oder Airbagweste könnte von Vorteil sein, sollte dein Pferd eher zu der nervöseren Sorte gehören. Das richtige Stürzen sollte jeder Reiter im Schlaf beherrschen. Wenn dem, nicht so ist, ist es dringend dies schnell zu lernen!
Beginne mit Trockenübungen von einem Stuhl, einem Gymnastikball oder dem heimischen Sofa (vergiss nicht etwas Weiches darunterzulegen, damit du dich bei deinen Sturzübungen nicht verletzt).
Lasse dich vornüber fallen und versuche dich über deine Schulter abzurollen. Leg dafür deinen Kopf auf die Brust und rolle dich über den Nacken und die Schulter ab. Halte dabei die Arme angewinkelt und nah am Körper – fange dich nicht mit den Händen ab.
Wenn das gut funktioniert, steigere die Höhe ein wenig, bis du dir sicher bist, dass du das Prinzip des korrekten Fallens verinnerlicht hast.
Im Ernstfall geht es natürlich sehr schnell, solltest du aber fleißig geübt haben, wirst du wie aus Reflex die richtige Haltung einnehmen und relativ glimpflich davonkommen.
Vergiss nicht im Zweifel Sicherheitssteigbügel zu verwenden, damit du nicht mit den Füßen im Bügel hängen bleiben kannst, sollte es zu einem Sturz kommen.
Der erste Ausritt mit meinem Pferd
Wenn der Tag endlich gekommen ist, gilt es nur noch eins zu tun. Zurücklehnen und entspannen. Ihr habt lange auf diesen Moment hingearbeitet und wisst, was auf euch zukommt.
Trotzdem steht es dir jederzeit frei abzusteigen, wenn du das Gefühl hast, dass irgendwas nicht in Ordnung ist. Zum ersten Ausritt ist es daher ratsam, einen Notfall-Strick dabei zu haben. Diesen kannst du entweder um deine Brust knoten, oder dem Pferd um den Hals, wie einen Halsring.
Halte den ersten Ausritt möglichst kurz und lobe dein Pferd überschwänglich, wenn es mutig an gefährlichen Situationen vorbeigegangen ist. Und ab jetzt ist alles Weitere nur noch eins: Routine.
Fazit und eigene Meinung
Wie du siehst, bedarf der erste Ausritt mit einem jungen oder unerfahrenen Pferd etwas Vorbereitung. Allerdings zahlt sich eine gute Vorarbeit meist aus und dein Pferd wird bei eurem ersten Ausritt tiefenentspannt sein, weil es bereits weiß, was auf euch zukommt und dass es dir in jeder Situation vertrauen kann.
Ich selbst hatte nicht die Möglichkeit des Handpferdereitens, bin aber monatelang mit meinem Pferd die gleiche Strecke regelmäßig spazieren gegangen.
Irgendwann habe ich mich immer mal wieder zwischendurch kurz draufgesetzt und bin dann nach einigen hundert Meter wieder abgestiegen. Nach einigen Trainingseinheiten bin ich dann nicht mehr abgestiegen, bis wir wieder zu Hause waren.
Das war für uns beide die beste Methode.
Ich hoffe, ihr konntet etwas aus dem Artikel mitnehmen und für euch umsetzen.
Lieben Gruß,
Annika