Mit Sicherheit habt ihr auf dem Reitplatz, der Reithalle oder im Fernsehen bereits die verschiedensten Zäumungen und vor allem Gebisse gesehen. Und vielleicht steht ihr selbst vor der Wahl, welches Gebiss für euch und euer Pferd das richtige ist? Genau dieser Frage widme ich mich heute in diesem Artikel.
Das richtige Gebiss zu finden, kann durchaus schwierig sein. Die Wahl sollte anhand verschiedener Kriterien getroffen werden, wie Ausbildungsstand, Zahnstand, Maulspalte und Allergien des Pferdes, sowie des gewünschten Einsatzgebietes im Reitsport.
Von ungewöhnlichen Namen wie „Knebeltrense“ sollte man sich dabei nicht abschrecken lassen.
Welche Gebissarten beim Pferd gibt es und wozu dienen sie?
Man kann Gebisse grob in drei Kategorien unterteilen: Einfach gebrochen, doppelt gebrochen oder Stange. Dabei sind die Namen der Gebisse wohl selbsterklärend. Jedes dieser Gebisse hat eine unterschiedliche Einwirkung auf das Maul des Pferdes.
- Einfach gebrochenes Gebiss: Das einfach gebrochene Gebiss hat ein einziges bewegliches Gelenk in der Mitte. Dies hat bei einer stärkeren Aufnahme des Zügels eine relativ scharfe Auswirkung auf das Pferdemaul. Allerdings liegt das Gebiss durch das eine Gelenk ruhig, da es wenig Bewegungsspielraum hat. Ein einfach gebrochenes Gebiss kann zu einem sogenannten „Nussknackereffekt“ führenDer Nussknackereffekt:
Beim Nussknackereffekt wirken die beiden Teile des Gebisses wie ein Nussknacker und quetschen dabei die Zunge des Pferdes ein, während das Gelenk in den Gaumen sticht.
Der Nussknackereffekt ist relativ umstritten. Im Netz finden sich sowohl Studien, die seine Existenz belegen, als auch das Gegenteil. - Doppelt gebrochenes Gebiss: Ein doppelt gebrochenes Gebiss liegt deutlich unruhiger im Maul des Pferdes, da es gleich zwei bewegliche Gelenke hat. Dadurch ist die Einwirkung beim Annehmen des Zügels aber auch sanfter, da sich die Gelenke nicht aufstellen können.
- Stangengebiss: Ein Stangengebiss sieht vermutlich auf den ersten Blick brutal aus, ist aber tatsächlich die sanfteste Gebissform, da weder Zunge noch Gaumen beim Annehmen des Zügels in irgendeiner Form gequetscht werden können. Die Stange liegt unbeweglich und starr im Maul des Pferdes. Viele Pferde bevorzugen das, andere können damit absolut gar nichts anfangen.
Die einzelnen Gebisse im Portrait
- Olivenkopfgebiss / D-Ring: Das Olivenkopf- bzw. D-Ring Gebiss hat keinen durchlaufenden Gebissring, wodurch das Gebiss besonders ruhig im Maul liegt. Die starren Ringe begrenzen das Pferdemaul sanft links und rechts und eignen sich besonders gut für die klassische Dressur, aber auch zum Springen und für Geländeritte kann man diese Gebisse gut verwenden. Auch als Unterlegtrense unter einer Kandarre werden die Gebisse gern verwendet.
- Stangengebiss: Das Stangengebiss ist eine der sanftesten Gebissarten, da sie den Druck optimal und gleichmäßig verteilen kann. Trotzdem gibt es Pferde, die mit der starren Stange in ihrem Maul absolut gar nichts anfangen können. Meist werden Stangen eher beim Springen, oder Ritten im freien Feld – wie Vielseitigkeit oder Distanzdisziplinen – genutzt.
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- Schenkeltrense: Die Schenkeltrense – auch Knebeltrense genannt – hat lange „Stangen“ an beiden Seiten, die das Pferdemaul stark begrenzen. Dies hilft primär jungen oder unausbalancierten Pferden, die reiterlichen Hilfen und vor allem die Begrenzung besser annehmen zu können. Schenkeltrensen werden besonders häufig beim Springen und der Vielseitigkeit genutzt. In der Dressur kommen sie größtenteils eher bei jungen Pferden zum Einsatz. Wie alt ein Pferd sein sollte, bevor es im Springen trainiert wird, erfährst du hier.
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- Ledergebiss: Das Ledergebiss ist vermutlich ein eher ungewöhnliches Gebiss, welches hauptsächlich in der Westernszene genutzt wird. Aber auch immer mehr Dressurreiter und Freizeitreiter greifen auf den Lederriemen als Alternative zu einem klassischen Gebiss zurück. Der Lederriemen hat den Vorteil, dass er sehr weich im Pferdemaul liegt und Temperaturunabhängig eine gleichbleibende angenehme Temperatur hat. Allerdings ist das Ledergebiss auch deutlich schwerer zu reinigen als ein klassisches Gebiss.
Zum Einsatz kommt er trotz allem noch am meisten im Westernbereich. Für Turniere ist das Ledergebiss nicht zugelassen.
- handgefertigtes Ledergebiss
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- mit Kinnriemen, dadurch bleibt das Gebiss ruhig im...
- Gummigebiss: Das Gummigebiss ist, wie der Name schon sagt, aus Gummi. Dies macht das Gebiss flexibler, was primär den Pferden zugutekommt, die stark zum Kauen oder gar zum „Knacken“ auf dem Gebiss neigen. An dem Gummigebiss können sich die Pferde nicht verletzen. Zum Einsatz kommt diese Gebissart in allen Sparten der Reiterei – ohne Ausnahme.
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- Wassertrense: Die Wassertrense steht im genauen Gegensatz zum D-Ring. Der Gebissriemen ist hier durchläufig, was viele Reiter bevorzugen, da sich der Zügel nicht am Scharnier verfangen kann. Die Wassertrense unterscheidet sich ansonsten nicht vom D-Ring und findet ebenfalls in allen Reitweisen Verwendung.
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- Kandarrengebiss: Das Kandarrengebiss gehört nicht an eine klassische Trense, sondern eine Kandarre. Das Besondere an der Kandarre ist, dass das Gebiss sogenannte „Anzüge“ hat. Das sind Stangen an der Seite des Mauls, welche, ähnlich der Schenkeltrense stärker begrenzen können. Zusätzlich wird zu dem Kandarrengebiss dann ein zweites Gebiss – eine Unterlegtrense – genutzt, sodass letztlich mit vier Zügeln geritten wird.
Kandarren gehören nur in erfahrene Hände und sollten niemals von Anfängern genutzt werden. Bei falscher Verwendung kann man das Pferd mit einem Kandarrengebiss ernsthaft verletzen!
Verwendung finden Kandarrengebisse ausschließlich in den höheren Dressurklassen.
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- Unterlegtrense: Die Unterlegtrense gehört zum Kandarrengebiss, kann unter Umständen aber auch als „normales“ Gebiss genutzt werden. Unterlegtrensen sind meist extrem dünn, damit das Kandarrengebiss noch Platz im Maul hat. Dies macht die Unterlegtrense zu einer optimalen Alternative für Pferde mit einer extrem kleinen Maulspalte.
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Aus welchem Material bestehen Pferde-Gebisse?
Das klassische Gebiss besteht aus rostfreiem Stahl bzw. Edelstahl. Es gibt allerdings auch etliche Gebisse, die aus anderen Materialien bestehen, um den Pferden den Geschmack des Gebisses schmackhafter zu machen.
- Applemouth: Das Applemouth ist wohl ein ganz berühmtes Gebiss. Es besteht aus einem gelblichem Kunststoff, der nach Apfel schmeckt. Dies steigert die Akzeptanz bei Pferden das Gebiss anzunehmen.
- HerStückeller: Harry's Horse
- ReißfeStück
- Hautfreundliches Material
- Sweet-Iron: Sweet-Iron Gebisse wirken vielleicht auf den ersten Blick eigenartig, den sie werden bewusst so hergestellt, dass sie Rost ansetzen. Es entsteht in Verbindung mit dem Speichel des Pferdes ein Oxydationsprozess, wodurch das Gebiss einen süßlichen Geschmack annimmt. Sweet-Iron-Gebisse werden von den meisten Pferden extrem gern angenommen – sie sind allerdings auch sehr hochpreisig.
Wie messe ich die richtige Gebisslänge für mein Pferd?
Nicht jedes Gebiss passt in jedes Pferdemaul. Die Gebisslängen werden in Zentimeter gemessen, wobei meist in 5 cm Schritten gemessen wird. Um die korrekte Gebisslänge herauszufinden, lohnt es sich den Zahnarzt zu Rate zu ziehen oder mit einer Schablone zu messen.
Man misst das Gebiss von Ring zu Ring. Im Schnitt kann man sagen, dass kleinere Ponys überwiegend eine Gebisslänge von unter 10 cm haben. Mittelgroße Ponys können bis 12,5 cm kommen. Endmaßponys und Großpferde starten dann bei 13 cm. Schablonen zum Messen kann man sich leicht im Netz bestellen. Ansonsten tut es auch ein dünnes Seil, das ins Maul gelegt und dann ausgemessen wird, wie viel im Maul verschwunden war.
Falls du wissen möchtest, was du neben dem Gebiss noch für weitere Utensilien für dich und dein Pferd brauchst, kannst du hier in diesem Artikel weiterlesen. 🙂
Ist das gebisslose Reiten eine echte Alternative zum Reiten mit Gebiss?
Das gebisslose Reiten stellt definitiv eine realistische Alternative zum Reiten mit Gebiss dar. Man kann ein Pferd gebisslos genauso gymnastizieren und mit ihm arbeiten, wie man es mit Gebiss kann.
Allerdings erfordert das Reiten ohne Gebiss natürlich einige Voraussetzungen. Das Pferd sollte gut an den Schenkelhilfen stehen, denn eine Verbindung zum Maul gibt es nicht mehr.
Welche Gebisslosen Alternativen gibt es?
- Bosal: Das Bosal kommt aus dem Westernbereich. Es besteht klassisch aus starrem Leder oder weichen Holzfasern. Es wird oft als Ausbildungszaum verwendet. Da die Zügel allerdings am Kinn verschnallt werden, ist eine seitliche Einwirkung kaum möglich.
Das Bosal kann sehr scharf wirken und gehört nur in erfahrene Hände!
- Innenmaße breit: 16,5 cm lang: 30 cm
- Sidepull: Das Sidepull ist ähnlich eines normalen Halfters. Die Zügel werden an Ringen links und rechts verschnallt, sodass man gut seitlich einwirken kann. Das Bremsen hingegen kann schwerer werden, wenn das Pferd nicht bremsen will. Das Sidepull ist eine optimale und sanfte Einstiegszäumung, um das gebisslose Reiten zu testen.
- gebisslose Trense Sidepull
- inkl. Gurtzügel zu jeder Trense
- in den Größen Shetty Vollblut Warmblut Kaltblut
- aus bestem Büffelleder
- Glücksrad: Das Glücksrad/LG-Zaum/RG-Zaum/Glückstern wirkt auf Nase, Kinn und Genick des Pferdes. Die kleinen Rädchen an den Seiten haben meist mehrere Speichen. Je nachdem, in welche Speiche die Zügel eingehängt werden, wirkt der Zaum sanft oder schärfer.
- gebisslose Zäumung
- edles schönes Design
- kombinierbar mit üblichen Kopfstücken
- 1 Paar Seitenteile
- Hackamore: Das Hackamore ist ähnlich der Kandarre – wenn man es mit einem Gebiss vergleichen müsste. Die Anzüge – auch Shanks genannt – üben Druck auf Nasenrücken, Kinn und Genick aus. Die Zäumung ist so scharf, dass man einem Pferd damit den Nasenrücken brechen könnte. Deshalb gehört das Hackamore, genau wie die Kandarre nur in erfahrene Hände.
- Edelstahl-Anzüge, hochwertiges Leder, weich...
- hochwertiges Leder
- weich gepolsterter Nasenriemen
- Farbe schwarz
- Knotenhalfter: Das Knotenhalfter kennt ihr sicher aus der Bodenarbeit. Es besteht aus einem dünnen Seil, welche an bestimmten Punkten mit Knoten versehen wird. An den Knotenpunkten wird das Halfter besonders stark auf das Pferd ein. Es gibt auch Knotenhalfter mit extra Zügelringen. Allerdings ist das Knotenhalfter durch die Knoten relativ scharf und sollte mit Bedacht verwendet werden.
- Knotenhalfter mit Ringen, die zum Einschnallen der...
- Das Knotenhalfter kann z.B. für die Bodenarbeit...
- Die geschlossenen Zügel sind durch die...
- Länge Zügel: ca. 3,15 m
- Bitless-Bridle: Die Bitless-Bridle – auch Crossover Bitless Bridle genannt, hat zwei Kehlriemen. Diese überkreuzen sich unter dem Kinn des Pferdes, sodass das Pferd nicht in eine Richtung gezogen, sondern gedrückt wird. Nimmt man den linken Zügel an, entsteht Druck auf der rechten Seite des Pferdekopfes, wodurch das Pferd sanft nach rechts geleitet wird. Allerdings kommen die Hilfen etwas verzögert an.
Sind gebisslose Trensen auf Turnieren zugelassen?
Leider sind Gebisslose Zäumungen bisher laut der FN nicht auf Turnieren zugelassen. Allerdings etabliert sich das gebisslose Reiten immer mehr im Reitsport und in einigen Nachbarländern gibt es bereits extra Turniere, auf denen keine Gebisse erlaubt sind.
Wie das richtige Gebiss des Pferdes, ist auch die Nutzung von Sporen ein stark diskutiertes Thema. In diesem Artikel schreibe ich darüber, ob Sporen den Pferden wehtun und ob sie ethisch vertretbar sind.
Fazit und eigene Meinung
Es ist gar nicht so leicht, das richtige Gebiss zu finden. Oft heißt es einfach „Try and Error“. Die Meisten kaufen eine ganze Handvoll Gebisse, bevor das Richtige für Pferd und Reiter gefunden wird.
Ich habe mein eigenes Pferd komplett gebisslos ausgebildet. Angefangen habe ich mit einem Knotenhalfter, bin dann zum Sidepull gewechselt und zuletzt an den LG-Zaum gekommen.
Mittlerweile gewöhne ich mein Pferd zwar auch an ein Gebiss – Sweet Iron, einfach gebrochen – allerdings reite ich meist doch nur am Sidepull und im Gelände mit dem LG-Zaum.
Ich hoffe, dass ich euch bei eurer Gebiss-Suche etwas behilflich sein konnte!
Lieben Gruß,
Annika