Im Umgang mit Pferden ist es wichtig, die Sprache der Pferde zu verstehen, denn so kannst du viele Situationen voraussehen und insbesondere Gefahrensituation vorbeugen.
Die Sprache der Pferde ist von ihrem Rang in der Herde und ihrem Geschlecht abhängig. Auch vom Sattel aus kannst du die unterschiedlichen Verhaltensweisen wahrnehmen. Wie genau das funktioniert und was zu beachten ist, um die Sprache der Pferde zu verstehen, möchte ich dir heute erklären.
Pferde kommunizieren durch Körperhaltung, Stellung der Ohren und Laute. Steht ein Pferd aufrecht und starr, ist es aufgeregt. Lässt es den Kopf hängen und entspannt den Körper, ist es entspannt. Legt es die Ohren eng an, droht es – also sei vorsichtig. Wiehert ein Pferd, drückt es Freude aus.
Um die Sprache eines Pferdes verstehen zu können, beurteile zuerst den Gesamteindruck, den das Pferd auf dich macht.
Mögliche Fragen zur Beurteilung des Gesamteindrucks können sein: Wirkt es freundlich und aufmerksam oder döst es gerade?
Ist es an dir interessiert?
Ist das Pferd angespannt oder ist es entspannt?
Hast du den Gesamteindruck begutachtet, kannst du die einzelnen Gesten, Bewegungen und Laute genauer betrachten. Welche das sind und was das Pferd damit sagen möchte, habe ich dir hier zusammengestellt.
- Dieskamp, Carina (Autor)
Die Körperhaltung von Pferden reicht von vollkommener Entspannung bis zur Habachtstellung bei Gefahren.
Ein entspanntes Pferd winkelt ein Hinterbein an, lässt den Kopf hängen, hat die Augen leicht geschlossen und eventuell auch die Ohren etwas seitlich nach hinten gelegt.
Das Maul ist so entspannt, dass auch die Unterlippe hängen kann.
Wenn das Pferd in Habachtstellung ist, ist es sehr aufgeregt, meist aufgrund von Gefahrensituationen für das Pferd – Es fühlt sich bedroht.
Dabei macht sich das Pferd so groß, wie möglich und hebt den Kopf weit nach oben. Des Weiteren bläst es die Nüstern auf und hält den gesamten Körper unter Anspannung, eventuell pustet das aufgeregte Pferd tief durch Nüstern. Das hört sich dann an, als wenn du durch die Nase schwierig und kräftig zugleich, in einem kurzen starken Zug, ausatmest.
In dieser Körperhaltung bewegen sich Pferde oft fort bzw. wird diese Fortbewegung auch als Ausdrucksverhalten genutzt. Hierbei machen sich unter anderem auch der Rang in der Herde und das Geschlecht bemerkbar:
- Hengst gegenüber Stute: Wenn ein Hengst (männliches Pferd) eine Stute (weibliches Pferd) von sich überzeugen möchte, verwendet er seinen schönsten Trab zum Imponieren und dabei wird eine Stute bzw. Stutenherde umkreist.
- Hengst gegenüber Hengst: Hengste sind Rivalen. Wenn sie aufeinandertreffen, steigen sie (stellen sich auf beide Hinterbeine), beißen und schlagen mit der Vorhand. Dabei können Laute wie wiehern, quieken und grunzen auftreten.
- Stute gegenüber Stute: Stuten kommunizieren untereinander mit angelegten Ohren, beißen und schlagen mit der Hinterhand.
- Wilsie, Sharon (Autor)
Die meiste Zeit stehen alle Pferde einer Herde friedlich und ruhig miteinander zusammen oder sie spielen.
Verhalten untereinander:
Aber auch im Herdenverband im Alltag ist die Sprache durch Bewegung zu sehen, so gilt z.B. dass ein rangniedriges Pferd weichen muss, wenn ein ranghöheres Pferd kommt. Weicht das rangniedrige Pferd nicht, legt das ranghöhere Pferd die Ohren an, schlägt mit dem Kopf und gegebenenfalls beißt oder tritt es. Je nach Charakter der Pferde kann auch eine Stufe ausgelassen werden. Die meisten rangniedrigen Pferde weichen jedoch, sobald das ranghöhere Pferd auf sie zukommt.
Mit der Stellung der Ohren und seiner Mimik kann ein Pferd Aufmerksamkeit, Müdigkeit, Angst und Drohung ausdrücken:
- Aufmerksamkeit: Die Ohren sind aufgestellt und nach vorne gerichtet, der Blick ist wach, mit großen geöffneten Augen und das Maul ist entspannt.
- Müdigkeit: Die Ohren sind leicht seitlich nach hinten gelegt, die Augen sind leicht geschlossen und schließen sich immer weiter, das Maul ist entspannt, eventuell hängt hier die Unterlippe.
- Angst: Die Ohren sind nach hinten gerichtet, die Augen weit auf (häufig sieht man auch den weißen Teil des Auges), die Nüstern sind aufgebläht und das Maul ist verkrampft.
- Drohung: Die Ohren sind sehr eng nach hinten angelegt, die Augen sind groß, Nüstern sind angelegt und das Maul ist fest zusammengekniffen, eventuell auch leicht geöffnet und das Pferd zeigt die Zähne.
- Schmerz: Mit ihrem Gesichtsausdruck können Pferde viele Emotionen ausdrücken, auch Schmerzen. Das sogenannte Schmerzgesicht sollte jeder, der etwas mit Pferden zu tun hat, ob vom Boden oder Sattel aus kennen. Bei einem Schmerzgesicht sind die Ohren steif und rückwärts gerichtet. Der Blick ist und die Gesichtsmuskulatur sind angespannt, die Nüstern sind erweitert und das Maul wirkt, wegen der zusammengepressten Lippen, eckig.
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Pferde kommunizieren überwiegend über Ohrstellung und Körpersprache. Gelegentlich nutzen sie aber auch Laute. Zu den Lauten der Pferde habe ich dir hier eine Liste zusammengestellt:
- Grummeln / blubbern: Das Grummeln oder Blubbern kann eine Begrüßung sein oder Freude ausdrücken. Es klingt tiefer als Wiehern, wird nur auf kurzen Distanzen verwendet und ist ein kurzer sich wiederholender Ton. Zwei typische Situationen, in denen Pferde grummeln sind, wenn es Futter bekommt und wenn sie einen Freund aus der Herde sehen.
- Stöhnen / Grunzen: Das Grunzen oder Stöhnen ist ein Laut, den Pferde nicht bewusst einsetzen, es ist eher eine Art „Reflex“. Es deutet auf große Anstrengung hin, z.B. wenn ein Pferd springt oder zwei Pferde kämpfen. Es kann aber auch auf Schmerzen und Unwohlsein hindeuten.
- Wiehern: Das Wiehern dient vorwiegend, um Artgenossen und Menschen gegenüber den eigenen Gemütszustand mitzuteilen. Gegenüber Menschen und ihren Herdenmitgliedern wiehern sie aber unterschiedlich.
Wiehern kann ein Ausdruck der Freude sein, aber auch dazu dienen, andere Pferde zu warnen. Wie auch bei uns Menschen hat jedes Pferd eine eigene Stimme, weshalb sich Pferde untereinander auch an der Stimme erkennen können. Das Wiehern wird auch oft genutzt, um andere Pferde über die eigene Anwesenheit zu informieren.
- Quieken / Quietschen: Das Quietschen drückt aus, dass ein Pferd erregt ist und ist häufig auch gleichzeitig (eventuell mit einem stampfenden Vorderbein) eine Warnung, dass man sich nicht weiter nähern soll. Pferde quietschen aber auch, wenn sie bocken, ausschlagen oder kämpfen. Dadurch verleihen sie ihren Taten Nachdruck und vermitteln, dass sie es wirklich ernst meinen.
- Schnauben: Das Schnauben ist meist ein Ausdruck der Entspannung und Zufriedenheit. In diesem Fall klingt das Schnauben sehr leicht und tief. Schnauben kann aber auch über eine weitere Entfernung von anderen Pferden gehört werden und wird dadurch auch als Warnsignal verwendet, dann klingt es jedoch eher so als würde das Pferd sehr kräftig und tief aus der Nase ausatmen.
Das Wichtigste in der Kommunikation mit dem Pferd ist, dass du „berechenbar“ für das Pferd bist. Damit dein Pferd dich als berechenbar wahrnimmt, musst du selbstsicher, liebevoll, konsequent, ruhig und gefühlvoll auftreten.
Das Pferd lernt dadurch dich zu respektieren, dass es sich auf dich verlassen kann und du damit im Rang höher als das Pferd stehst.
Das heißt wiederum, dass du die Führung übernimmst und die Kontrolle über jegliche Situationen behältst.
Darum ist die Kontrolle über dein Pferd so wichtig:
Es kann rasch zu Gefahrensituationen und Unfällen kommen, denn das Pferd ist ein Fluchttier. Das beste Mittel, um solchen Situationen vorzubeugen ist, wenn dein Pferd dich als Herdenchef ansieht. Dann ist das Bedürfnis des Pferdes, sich sicher zu fühlen, erfüllt.
Ob dein Pferd dich als Herdenchef akzeptiert, siehst du z.B. daran, dass es sich in deiner Anwesenheit entspannt.
Ein entspanntes Pferd lässt den Kopf hängen, legt die Ohren leicht seitlich nach hinten, hat die Augen etwas geschlossen und eventuell kaut und schnaubt es.
- Hackl, Bernd (Autor)
Versuche nie ein Pferd mit Gewalt zu etwas zu bringen. Das Pferd ist stärker als du und wenn es aus Angst gehorcht, ist das für dich keine Sicherheit.
Es wird immer etwas geben, dass das Pferd mehr fürchtet als dich. Ein Pferd, welches mit Gewalt zu etwas gezwungen wird, kann zusätzlich psychische Schäden, wie einen schwerwiegenden Vertrauensverlust gegenüber Menschen erleiden.
Außerdem kann es Angst bekommen und ein ängstliches Pferd kann nicht mit Gewalt ruhig gestellt werden.
Wenn dein Pferd in bestimmten Situationen immer wieder aggressiv reagiert (z.B. beißt) oder etwas verweigert (z.B. beim Aufsteigen nicht stehen bleiben möchte), dann prüfe, ob es dem Pferd gut geht oder ob es vielleicht Schmerzen hat.
Mein Fazit
Die Pferdesprache zu verstehen, war mir schon immer eine Herzensangelegenheit. Ich persönlich finde, dass dieses Band, welches zwischen Mensch und Pferd, durch eine feine und klare Kommunikation entsteht, eines der schönsten Dinge ist, die Pferde mit uns teilen.
Es hat gedauert, bis ich wirklich gelernt habe, mein Pferd richtig zu verstehen.
Über die lange Zeit, die wir zusammen verbracht haben, sind wir zu einem echten Team zusammen gewachsen.
Pferdeflüsterei hat für mich nichts mit sprechen, sondern etwas mit zuhören und achtsam zu sein zu tun.
Für mich war es ein langer Weg eine klare Kommunikation für mein Pferd zu finden, denn ich war sehr inkonsequent. Aus falsch verstandener Tierliebe habe ich mich primär gegen das Thema Konsequenz versperrt. Vermutlich deshalb, weil ich nicht wusste, was Konsequenz im Umgang und in der Kommunikation mit dem Pferd bedeutet und wie wichtig sie ist.
Konsequenz heißt nicht, dass du jederzeit Mikromanagement betreiben musst, nur weil dein Pferd am Putzplatz mal einen Schritt vor- oder zurückgeht, wenn es sonst stillsteht. Konsequenz heißt, handle immer gleich in gleichen Situationen und werde so für dein Pferd berechenbar, damit es dir vertrauen und sich sicher fühlen kann.
Als sich die Kommunikation zwischen meinem Pferd und mir gebessert hatte, habe ich das auch vom Sattel aus gemerkt.
Ich hoffe, dass ich euch hier heute einen guten Überblick über die Sprache und Kommunikation der Pferde geben konnte.
Euer Pferdefreund 🙂