Wildpferde – Pferde, die frei in der Natur umherstreifen, noch nie vom Menschen berührt wurden. Mit Sicherheit habt ihr auch schon einmal eine Dokumentation oder einen Spielfilm über diese Pferde gesehen und euch gefragt, ob es überhaupt noch Wildpferde gibt – und wenn ja wo? Vielleicht sogar noch in Deutschland? Genau diese Fragen werde ich im folgenden Artikel aufgreifen.
Wildpferde gibt es noch in der freien Wildbahn. Sogar in Deutschland nimmt die Population an Wildpferden durch Naturschutzorganisationen wie die NABU wieder zu. Dabei handelt es sich nicht immer um den sogenannten „Mustang“ den wir automatisch mit dem Wildpferd in Verbindung bringen.
Es gibt, neben dem bekannten Mustang, auch noch andere Rassen, die als Wildpferde durch die Natur streifen. Es werden aber leider insgesamt immer weniger.
- Lubetzki, Marc (Autor)
- Ackermann Kunstverlag (Autor)
Wie haben sich die Wildpferde entwickelt?
Vor ca. 50 Mio. Jahren lebten die ersten Vorfahren des Pferdes. Es waren 20 cm kleine Waldtiere. Sie entwickelten ihre damaligen Pfoten zu Hufe. So lebten vor ca. 10 Mio. Jahren die ersten Einhufer (Pliohippus). Vor 1,5 Mio. Jahren lebten die direkten Vorgänger des heutigen Pferdes.
Der erste Vorfahre unseres Wildpferdes lebte vor rund 50 Mio. Jahren, wobei diese noch in Wäldern wohnten und kaum größer als 20 cm waren. Statt Hufe besaßen sie noch Pfoten mit mehreren Zehen und ernährten sich von Laub. Im Laufe der folgenden 40 Mio. Jahren entwickelten sie sich zu Zehenspitzengängern und legten einiges an Größe zu. Durch den Rückgang der Waldgebiete und die Ausbreitung der Steppen entwickelte sich der Pferde-Vorfahre vom Laub- zu einem Grasfresser.
Der erste Einhufer kam dann vermutlich vor 10 Mio. Jahren: Pliohippus.
Diese Pliohippus sahen unserem heutigen Pferd schon sehr ähnlich. Es war etwa 120 cm groß und bewohnte die weitläufigen Graslandschaften Nordamerikas.
Die direkten Vorgänger unserer Pferde erreichte vermutlich erst vor etwa 1,5 Mio. Jahren Eurasien. Es handelte sich dabei um die Gattung „Equus“ – die einzige bis heute überlebte Gattung – Das Przewalski-Pferd.
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- Altersempfehlung: ab 8 Jahre
- Schulbedarf
- Behling, Silke (Autor)
Wie wurde das Wildpferd zum Hauspferd?
Vor etwa 6.000 Jahren begannen die Menschen in der westlichen eurasischen Steppe damit, die wilden Pferde zu zähmen. Um Ihre Herden aufzustocken, begannen sie immer öfter damit wilde Stuten zu ihren Herden hinzuzufügen.
Der Mensch hat früh bemerkt, dass er vom Pferd profitieren kann. Egal, ob als Zugtier, Reittier oder als Milch und Fleischproduzent. Schnell haben sie begonnen, Wildpferde einzufangen und zu domestizieren. Da die gemeinsame Haltung der Stuten deutlich leichter war, fügten sie meist mehr wilde Stuten in ihre domestizierten Herden ein, um ihre Bestände zu vergrößern. Immer häufiger wurden nun auch eigene Fohlen geboren, deren Mütter bereits domestiziert waren, wodurch die Pferde schnell die Scheu vor dem Menschen verloren.
Erst mit der Zeit, als es die Pferde nicht mehr als Reit-/Zugtier oder Fleischlieferanten brauchte, begann der richtige Reitsport, wie wir ihn heute kennen an Beliebtheit zu gewinnen.
Wie unterscheiden sich Wildpferde von unseren Hauspferden?
Grundsätzlich unterscheiden sich die Wildpferde kaum von unseren Hauspferden. Einzig in der Statue und der Körpergröße, sowie in der Farbgebung gab es deutlich weniger Spielraum als bei unseren heutigen Hauspferden.
Zurzeit wird geschätzt, dass es weltweit etwa 200 Pferderassen gibt, wodurch ein riesiger Genpool entstanden ist. Pferde gibt es heutzutage von unter 1 m bis knapp über 2 m Körpergröße. Von der Farbvielfalt sind kaum Grenzen gesetzt. Ob schwarz, weiß, braun, gescheckt oder sogar Farbwechsler wie „Roan“ Pferde. Alles ist möglich.
So war das mit den Wildpferden nicht.
Die Wildpferde hatten alle einen eher kompakten Körperbau mit stämmigen Beinen und kurzer Stehmähne. Im Normalfall waren die Wildpferde einfarbig, hatten kleine Ohren und waren höchstens 1,45 m groß. Selten Wogen die Tiere mehr als 300 kg.
- Raulff, Ulrich (Autor)
Wo gibt es noch Wildpferde und was passiert mit ihnen?
Quer über den Erdball verteilt gibt es noch Wildpferde.
In den meisten Fällen handelt es sich bei den heutigen Wildpferden allerdings um verwilderte Hauspferde. Dazu gehören:
- Mustangs in den USA
- Die Pferde von Garub in Namibia
- Brumbies in Australien
- Cavallini della Giara auf Sardinien
- Ponys auf der kanadischen Insel Sable Island
- Dülmener Wildpferde in Deutschland
- Exmoor Pony in England
In den meisten Teilen der Welt wird mittlerweile versucht, die Wildpferde zu schützen und ihre Population durch gezielte Zählungen zu kontrollieren. Dies ermöglicht es, Herden teilweise zu trennen und neu zusammenzusetzen, was den Genpool frisch hält und eine weitere Vermehrung der Tiere sichert.
Was ist ein Przewalski-Pferd?
Das Przewalski-Pferd ist mit dem Mongolischen Wildpferd aus Asien die einzige Wildpferderasse, die man noch als tatsächliches Wildpferd bezeichnen kann. Sie stellen die Urform des Pferdes dar und stammen – nach momentanem Kenntnisstand – als einzige nicht von gezüchteten Pferderassen ab.
In freier Wildbahn wurden die Przewalski-Pferde zuletzt in den 70er-Jahren gesehen. Seitdem kommen diese nur noch in Wildparks/Zoos und Großweiden und Reservaten vor. Allerdings konnte die Population durch ein aufwändiges Zuchtprogramm auf etwa 2.000 Tiere erhöht werden. Wissenschaftler und Zoologen sind bestrebt, die mongolischen Wildpferde wieder auszuwildern – und sie wieder zu einem Teil der Natur zu machen. Durch ihre genügsame Art und ihren kargen Ernährungsplan, der beinahe nur aus Gräsern besteht, ist eine erfolgreiche Auswilderung dieser Tiere sehr wahrscheinlich.
Falls ihr mehr über den direkten Vorfahren unserer Hauspferde erfahren wollt, kann ich euch dieses Buch ans Herz legen:
- Schomann, Stefan (Autor)
Was ist ein Mustang-Pferd?
Der Mustang ist eine amerikanische Wildpferderasse, die vermutlich das Sinnbild des „Wildpferdes“ darstellt. Sie werden, um eine Überpopulation zu vermeiden, regelmäßig zusammengetrieben und registriert.
Der Mustang ist einigen Teilen von Amerika verbreitet. Je nach Herkunft unterscheiden sich die Pferde leicht vom Körperbau und Körpergröße. Diese kann zwischen 1,40 m und 1,60 m schwanken. Allerdings sind die Mustangs im Umgang mit dem Menschen sehr anhänglich, lernwillig und leistungsbereit.
Was ist das Dülmener Pferd?
Das Dülmener Wildpferd wird zwar gemeinhin als „Wildpferd“ bezeichnet, gehört aber eigentlich nur zu den Halbwilden Pferden, da diese Pferde durchaus von den Menschen zugefüttert werden müssen.
Die Dülmener wurden nach der Stadt “Dülmen“ in Nordrhein-Westfalen benannt. Diese Halbwilden Pferde sind einem großzügigen von einem Festzaun umrahmten Areal beheimatet, in der sie ein relativ freies und wildes Leben führen. Allerdings sind die Tiere an die Gegenwart des Menschen gewöhnt und werden in sehr rauen Wintern von ihnen zugefüttert.
Kann man in Deutschland Wildpferde kaufen?
Man kann in Deutschland Wildpferde – oder halbwilde Pferde – kaufen. Natürlich sollte man sich den Umständen dieser Pferde und der Herausforderung die diese mit sich bringen bewusst sein.
Vor allem halbwilde Pferde können in Deutschland relativ einfach gekauft werden. Dazu gehören primär die Dülmener Wildpferde, die im Münsterland beheimatet sind. Aber auch Koniks, welche offiziell nicht direkt zu den „Wildpferden“ zählen, können beispielsweise über die NABU gekauft werden. Die Koniks stammen vom „Tarpan“, einer halbwilden polnischen Pferderasse, ab. Sie sehen den Dülmenern zum Verwechseln ähnlich, da die Konik Hengste sich oft mit den Dülmener-Stuten gepaart haben.
Möchte man einen richtigen amerikanischen Mustang haben, ist das Mustang Makeover Germany die richtige Anlaufstelle. Alle weiteren Informationen findet ihr auf der Homepage des Veranstalters.
Falls euch eine persönliche Erfahrung des Makeovers interessiert, empfehle ich euch folgendes Buch:
- Gabor, Vivian (Autor)
Fazit und eigene Meinung
Ganz offensichtlich gibt es noch einige Wildpferde – sogar in Europa. Allerdings sind gar nicht alle Pferde, die den Namen „Wildpferd“ tragen, auch tatsächlich solche. Allerdings gibt es in dem Segment der (halbwilden) Wildpferde wohl für jeden Typ Menschen das passende Exemplar.
Wildpferde – besonders die Mustangs sind für ihre enorme Intelligenz und ihren Bezug zum Menschen bekannt. Sie wollen unbedingt gefallen und gehen für ihren Menschen durchs Feuer.
Grundsätzlich kann man aber allen Wildpferderassen eine Robustheit nachsagen, da sie auch in der freien Wildbahn gut überleben konnten und es teilweise noch immer können.
Ich hoffe, dass ihr aus diesem Artikel etwas Wissenswertes für euch mitnehmen konntet.
Lieben Gruß,
Annika