Welche Haltung passt zu mir und meinem Pferd?

Vielleicht hast du dir gerade dein erstes Pferd gekauft und stehst nun vor der großen Frage, wo du dein Pferd hinstellst. Nicht nur der Fahrtweg zu eurem Liebling sollte kurz sein – auch die Haltungsform sollte passen. Welche Haltungsformen es für Pferde gibt, stelle ich euch heute vor.

Grundsätzlich kann man die Pferdehaltung in zwei Kategorien einteilen: Box und nicht Box.
Das mag etwas überzogen klingen, entspricht aber der Realität. Natürlich kann nicht jedes Pferd in einer Box stehen, aber auch nicht jedes Pferd wird in einem Offenstall glücklich. Es kommt sehr stark auf das Pferd selbst an, wo es sich wohlfühlt.

Welche Haltungsformen gibt es für Pferde?

Es gibt genau gesagt vier Haltungsformen bei Pferden. Die Haltungen in der klassischen Pferdebox und in der Paddockbox. Zusätzliche halteformen für Pferde sind die Offenstallhaltung und die Aktivstallhaltung. Bei diesen Formen hat das Pferd mehr Auslauf.

Wie groß muss eine Pferdebox sein?


Eine Pferdebox sollte eigentlich Stockmaß des Pferdes x2 im Quadrat betragen, was bei einem 1,70 m großen Pferd eine zwölf Quadratmeter groß sein. Und das ist das absolute Minimum, auf dem das Pferd sich kaum vernünftig wälzen kann, ohne sich festzuliegen.

In den meisten Pensionsställen ist eine Box 3x3m groß. Das entspricht 9qm(!). Dabei spielt es oft keine Rolle, ob in den Boxen ein Hannoveraner oder ein Pony steht. Häufig haben die Boxen nicht einmal ein Fenster nach draußen, sondern nur ein Gitterfenster auf die Boxengasse, durch welches sie die Box gegenüber sehen können.

Verhaltensauffälligkeiten wie Weben, Koppen oder das hysterische Beißen in die Gitterstäbe oder das Holz der Box kann entstehen. Aggressives Verhalten kann die Folge sein. Aber auch Allergien durch den ständigen Heu-, Stroh und Spähnestaub können entstehen.

Im Zweifel kommen die Pferde kaum länger als 3 Stunden am Tag einzeln oder maximal zu dritt auf ein viel zu kleines Paddock, wodurch die angestaute Energie kaum abgelassen werden kann. Kommt der Reiter dann nur 4x in der Woche für 2 Stunden kann man sich selbst ausmalen, wie das Leben des Pferdes sein muss.

Ähnlich dem eines Häftlings, der zu den Mahlzeiten und zum Hofgang mal raus darf.
Für ein wenig Ablenkung können Spielzeuge für die Box sorgen:

Natürlich entspricht dieses Szenario dem Worst-Case und es gibt durchaus Ställe, die größere Boxen haben!

Was ist eine Paddockbox?

Bei der Paddockbox grenzt, ein Sand- oder Asphaltstück an die Pferdebox an. So kann das Pferd selbst entscheiden, wo es sich aufhalten möchte. Paddock kommt aus dem alt englischen und bedeutet Koppel oder Pferch und bezeichnet einen graslosen und eingezäunten Auslauf für Pferde.

Der Vorteil der Paddockbox ist, dass die Pferde mehr Bewegungsspielraum haben und auf dem Paddock meist etwas besser Kontakt zu ihren Nachbarn knüpfen können, da keine Wand dazwischen ist.

Viele Pferde halten ihre Box auch akribisch sauber und freuen sich darüber, ihre Geschäfte draußen verrichten zu können. Außerdem können die Pferde bei schönem Wetter die Sonne draußen genießen und bei Regen reingehen.

Unter Umständen kann es bei starken Unwettern aber auch reinregnen und sobald die Tür zum Paddock aufgrund von Witterung oder nachts geschlossen wird, ist jeglicher Vorteil der Paddockbox wieder ausgeräumt und sie gleicht der normalen Pferdebox.

Es gibt allerdings auch Pferde, die sich in dieser Haltungsform sehr wohlfühlen. Vor allem ältere Pferde oder solche, die sehr sensibel für die Witterung sind, genießen es oft sehr selbst entscheiden zu können, wo sie sein wollen, ohne immer wieder von Artgenossen drangsaliert zu werden, oder um ihr Futter kämpfen zu müssen.

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Offenstallhaltung, was ist das?

Die Offenstallhaltung ist eine relativ natürliche Haltungsform, in der den Pferden ein großes Sandpaddock zur Verfügung steht, auf denen meist Heu aus Netzen oder Raufen gefüttert wird und mindestens ein Unterstand zur Verfügung steht

Im Offenstall leben die Pferde, ähnlich wie in der Natur – im Herdenverband. Dabei können gemischte Herden, aber auch Geschlechter getrennte Herden zusammengestellt werden. Die Pferde haben meist dauerhaften Zugang zu Heu aus Netzen oder Raufen und können nach Herzenslust gemeinsam toben, spielen, fressen oder schlafen.

Aber eben auch Fellpflege betreiben und ihre sozialen Bindungen stärken.

So kommt die Offenstallhaltung einer idealen Haltung schon sehr nah. Allerdings ist auch nicht jedes Pferd für diese Haltung gemacht.

Nicht jedes Pferd bekommt ausreichend Futter, wenn es zu rangniedrig ist, nicht jedes Pferd verträgt die Witterung gleich gut und nicht jedes Pferd bevorzugt die Gesellschaft von Artgenossen.

Vor allem ältere Pferde sind schnell genervt von den übermütigen Jungspunden und hätten lieber ein Areal für sich.

Was ist Aktivstallhaltung bei Pferden?


Der Aktivstall ist ähnlich der Offenstallhaltung eine Freilandhaltung. Allerdings haben die Pferde größtenteils noch mehr Platz zur Verfügung, wobei die Wege zu Futter, Wasser und Liegehalle weit sind, um Bewegung zu gewährleisten.

Durch die langen Laufwege bewegen sich die Pferde in der Aktivstallhaltung besonders viel. Die Haltungsform soll die natürlichen Gegebenheiten in der Natur etwas besser nachstellen.

In freier Wildbahn sind Pferde 16-18h in Bewegung und müssen zwischen Futterplätzen und Wasserquelle oft kilometerweit gehen. So viel laufen sie im Aktivstall zwar nicht, aber sie bewegen sich durch angelegte Trails mehr. Außerdem haben die meisten HIT Aktivställe zeitgesteuerte Kraftfutter und Heuatomaten.

Die Pferde bekommen dafür einen Chip implantiert, oder ein Halsband ins Genick, an dem der Chip befestigt ist. Dieser öffnet den Weg in Heu/Kraftfutterautomaten. Ist die individuell einprogrammierte Ration verputzt, bleibt der Ständer leer und das Pferd verlässt ihn automatisch.

Aber auch hier gilt: nicht jedes Pferd ist für eine Haltung im Aktivstall geschaffen.

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Was bedeutet die Haltung für den Reiter?

Die unterschiedlichen Haltungsformen bringen ebenso unterschiedlichen Aufwand für den Reiter mit sich, so ist das Misten einer Box deutlich weniger zeitaufwendig, als das Abäppeln eines Offenstalls – wenn es sich nicht um eine Vollpension handelt

Besonders im Offenstall wird dem Reiter definitiv mehr abverlangt als in einem modernen Boxenstall. Viele Offenställe haben keine Reithallen und nicht einmal frostsichere Reitplätze. So stehen die Reitplätze bei zu viel Regen unter Wasser und macht sie schlichtweg unbrauchbar, ebenso Frost.

Der Reiter muss also nicht nur flexibel in seiner Planung sein, sondern vor allem kreativ, wenn das Wetter längere Zeit nicht mitspielt. Auch Eindecken/Ausdecken, Fliegenmasken auf und absetzen ist oft eine Sache in Eigenregie.

In normalen Boxenställen muss man häufig absolut gar nichts machen. Egal, ob Eindecken, Ausdecken, Koppelservice oder Misten – man kann beinahe alles dazu buchen und muss somit nur noch zum Bewegen des eigenen Pferdes kommen.

Wenn es regnet, gibt es meist eine Halle und bei gutem Wetter meist genug Ausweichmöglichkeiten auf etwaigen Dressur- und/oder Springplätzen auf den oft großzügig angelegten Anlagen.

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Welche Haltungsform passt zu meinem Pferd?

Um herauszufinden, welche Haltung zu welchem Pferd (und Reiter) passt, gibt es nur eine Devise: Ausprobieren. Außer bestimmte Voraussetzungen oder Indikatoren machen von Anfang an klar, dass eine Haltungsform nicht in Frage kommt.

Jedes Pferd kann eigentlich in einem Offenstall leben. Allerdings ist sehr wohl die Verletzungsgefahr höher und viele Sportpferde werden unruhig, da sie sich ihren Platz am Futter erkämpfen müssen und nicht selbstverständlich an ihre tägliche Ration kommen.

Oft bauen Pferde im Offenstall ab, spätestens daran sieht man, dass entweder die Herdenzusammensetzung nicht in Ordnung ist, oder das Pferd einfach nicht für die Haltung geschaffen.
Genauso ist es im Stall.

Fängt das Pferd an Verhaltensauffälligkeiten zu zeigen, aggressives Verhalten an den Tag zu legen oder gar depressiv zu wirken, muss sich etwas an der Haltung ändern.

Der erste Schritt kann dann vielleicht eine Paddockbox oder mehr Paddockgang am Tag sein, ehe man die Entscheidung trifft einen Offen- oder Aktivstall auszuprobieren.

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Der Reiter muss letztlich selbst wissen, wie robust und wetterfest er ist – aber auch welche Abstriche er im Zweifel bereit ist für eine bessere Haltungsform des Pferdes zu machen. Am Ende muss es für beide passen.

Fazit und eigene Meinung

Wie du siehst, hängt die Wahl des Stalls von vielen verschiedenen Faktoren ab. Sowohl der Mensch, als auch das Tier sollen sich am Ende in ihrem zu Hause wohlfühlen, das sollte das Hauptaugenmerk bei der Stallsuche sein.

Für mich persönlich würde die klassische Boxenhaltung nie in Frage kommen. Seither steht mein Pferd im Offenstall und auch die meisten meiner Reitbeteiligungen standen in Offenställen.

Ich halte es für wichtig, dass die Tiere im Herdenverband stehen und so natürlich wie möglich leben können. Allerdings habe ich auch schon einige Pferde gesehen, die sich im Offenstall ganz und gar nicht wohlgefühlt haben und die schützenden vier Wände ihrer Box zu schätzen wussten.

So gibt es wie bei jedem Lebewesen eben verschiedene Charaktere und Vorlieben, die es bei jedem Pferd individuell zu berücksichtigen gilt.

Ich hoffe, dass dieser Artikel dir ein paar neue Eindrücke vermitteln und dir die Stallsuche etwas erleichtern konnte.
Lieben Gruß,
Annika

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