Das Einreiten eines Pferdes ist entscheidend für den weiteren Weg im Leben des Pferdes als ein Reitpferd. Daher ist es wichtig, das Einreiten korrekt vorzubereiten.
Ab welchem Alter du Pferde reiten kannst, einen Überblick darüber, wie du erkennst, wann das Pferd bereit ist für diesen Schritt und einen Leitfaden zum Einreiten eines Pferdes – all das möchte ich dir heute mit auf den Weg geben.
Wie alt sollte ein Pferd vor dem Reiten sein?
Nach Leitlinien der FN (Fédération Équestre Nationale) sollten Pferde frühestens mit einem Alter von 30 Monaten angeritten werden. In der Regel werden Warmblüter in Deutschland in einem Alter von drei oder vier Jahren angeritten.
Ab welchem Alter ein Pferd angeritten wird, hängt vom Entwicklungsstadium des Pferdes ab. So gibt es Pferde, die mit drei Jahren schon so weit entwickelt sind, dass sie problemlos mit drei Jahren angeritten werden können. Andere Pferde wiederum sind erst mit fünf Jahren bereit, zu einem Reitpferd trainiert zu werden.
Natürlich ist es auch die Entscheidung des Menschen, da aber immer, wirklich ausnahmslos, im Sinne des Pferdes entschieden werden sollte, sollte der Mensch seine Bedürfnisse hinten anstellen. Es wird dann geritten, wenn das Pferd bereit ist, nicht wenn der Mensch das möchte.
Faktoren, die entscheiden ab welchem Alter ein Pferd geritten werden kann, sind vielfältig. Einige dieser Faktoren möchte ich dir kurz vorstellen.
Hier ist ein super Buch, wenn du dich tiefer in die Materie einlesen möchtest.
- Hackl, Bernd (Autor)
- Wachstum des Pferdes: Das Wachstum bei Pferden ist erst mit sechs bis sieben Jahren vollständig beendet. Bis dahin verändern sich sowohl das Skelett als auch die Muskulatur des Pferdes.
- Gesundheit des Pferdes: Absolute Grundvoraussetzung vor dem Einreiten ist die Gesundheit. Hat das Pferd gesundheitliche Probleme, sollte zuerst diese abgeklärt werden. Dazu sollte dem Pferd Zeit gewährt werden, um sich zu regenerieren.
- Charakter des Pferdes: Auch der Charakter des Pferdes ist entscheidend dafür, ab welchem Alter ein Pferd geritten werden kann. Es gibt Pferde, die schnell lernen und Spaß an der Arbeit haben. Es gibt aber auch Pferde, die dafür noch nicht bereit sind und Zwang wäre in so einem Fall der falsche Weg. Wenn das Pferd noch nicht bereit ist, arbeite vom Boden aus, gehe vielleicht auch noch mal ein paar Schritte zurück und wenn das Pferd wieder weiter machen kann, fange in kleineren Schritten an.
- Zeit: Viel Zeit, sehr viel Zeit. Weder dem Pferd noch dem Menschen bringt es etwas unter Zeitdruck ein Reitpferd auszubilden. Das Pferd würde damit im schlimmsten Fall sogar traumatisiert werden und nie ein Reitpferd werden.
- Erfahrungen des Reiters: Vom Boden aus gilt – Der Reiter sollte vom Boden aus besonderes Augenmerk auf die Erziehung des Pferdes legen. Das Pferd muss lernen, respektvoll zu sein und dem Menschen zu vertrauen. Wichtig ist hierbei ein Reiter, der sich mit Pferden auskennt und weiß, was er tut, um möglichst sicher und selbstbewusst, aber auch liebevoll und konsequent aufzutreten.
Das gibt dem Pferd Anlass, dem Reiter zu vertrauen, sich sicher zu fühlen und respektvoll die notwendigen Entscheidungen an den Reiter abzugeben.
Beim Reiten gilt:
Da für das Jungpferd alle Eindrücke neu sind, braucht es Sicherheit. Diese Sicherheit kann ihm ein erfahrener Reiter geben.Außerdem braucht das Pferd sehr feine Hilfen, einen zügelunabhängigen und ausbalancierten Sitz des Reiters.
Neben einer gesunden Ernährung des Pferdes ist auch ein erholsamer Schlaf essentiell.
Wie viel Schlaf ein Pferd genau benötigt, habe ich hier in diesem Artikel genauer beschrieben.
Wichtig sind auch gute Futtermittel für das ordentliche Wachstum und den Muskelaufbau deines Pferdes!
Wie reitet man ein Pferd ein? Schritt-für-Schritt-Anleitung
Vor dem Einreiten ist zu beurteilen, in welchem Zustand das Pferd ist (Gesundheit, Muskulatur, Charakter). Dann startest du mit Bodenarbeit, um dem Pferd Vertrauen, Respekt und Kommunikation beizubringen. Danach gewöhnst du es an Trense und Sattel, erst ohne, später mit Reiter.
Der Weg zum Reitpferd ist lang und erfordert viel Zeit, Geduld und Vertrauen von Pferd und Mensch. Vor dem Einreiten eines Pferdes musst du viel beachten. Was zu beachten ist, habe ich dir hier kurz zusammengefasst.
Aber bedenke bitte, dass wesentlich mehr zum Einreiten eines Pferdes beachten werden muss und dass diese Schritte eine kurze Zusammenfassung ist, die dir einen Überblick geben soll, aber nicht bis ins kleinste Detail geht.
Das Wichtigste vorab: Bitte reite nie ein Pferd ohne Profi ein, der die Körpersprache und Geräusche eines Pferdes genau versteht.
Hier findest du einen Artikel zur Körpersprache des Pferdes.
- Schritt 1 – Beurteilung:
Zuerst musst du das Pferd beurteilen. Das heißt, du siehst dir primär das Exterieur (das äußere Erscheinungsbild) des Pferdes an. Hierbei bewertest du z.B., ob das Pferd bereits genügende Muskulatur entwickelt hat. Auch das Interieur (Charakter) des Pferdes solltest du für die weitere Ausbildung beachten. - Schritt 2 – Bodenarbeit:
Hast du den Eindruck gewonnen, dass das Pferd fit, körperlich und psychisch gesund ist, in die Ausbildung zum Reitpferd zu gehen, startest du mit der Bodenarbeit. Hier bringst du dem Pferd Vertrauen, Respekt und Kommunikation bzw. erste Hilfen (z.B. Stimmkommando) bei. Das hilft Pferd und Reiter auch später in der Kommunikation vom Sattel aus.Bestseller Nr. 1Covalliero Kerbl 3222119 Softlonge 8m, braun/hellblau- weiches Mischgewebe für angenehmen Griff
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- Schritt 3 – Longe:
Wenn die Grundlagen der Bodenarbeit sitzen, starte mit dem Longieren. Das Pferd soll hier lernen, seine Bauchmuskulatur anzuspannen und den Rücken aufzuwölben. Das Longieren dient der Gymnastizierung des Pferdes. - Schritt 4 – Auftrensen:
Das Auftrensen, also das Anziehen einer Trense, kannst du am besten an einem Ort üben, wo sich das Pferd gut auskennt und entspannt ist. Das kann zum Beispiel auch in der Box sein. Wie mit allen anderen neuen Gegenständen auch solltest du dein Pferd die Trense erst ansehen lassen.Tipp:Bestseller Nr. 1PFIFF 103031 Trensenzaum Lilly, hochwertige Trense, für Spielpferde...- Spieltrense aus strapazierfähigem Naturmaterial
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Ich habe meinem Pferd beigebracht, neue (gruselige) Gegenstände mit dem Maul auf mein Kommando hin anzutippen, dafür bekommt es bei dem Wort „Keks“ ein Leckerli.Das macht uns bis heute vieles im Alltag leichter, ist aber gewiss auch eine Charaktersache und wird nicht bei jedem Pferd funktionieren.
- Schritt 5 – Satteln:
Bevor du den Sattel auf den Rücken des Pferdes legst, sollte es bereits Decken, Schabracken etc. auf dem Rücken kennen. Zeige auch den Sattel deinem Pferd vorsichtig, lass es schnuppern und sich den Sattel ansehen. Lege den Sattel vorsichtig auf den Rücken des Pferdes. Den Sattelgurt legst du sehr sanft an und gurtest Schritt für Schritt nach. Hat sich das Pferd an den Sattel gewöhnt, longiere es mit Sattel und führe es mit Sattel, damit sich das Pferd an das Gefühl gewöhnt. - Schritt 6 – Aufsteigen:
Ist es für das Pferd eine Routine geworden, mit aufgelegtem Sattel entspannt zu gehen, kannst du das Aufsteigen üben. Gewöhne das Pferd langsam an das Gewicht eines Reiters im Rücken. Kannst du nach einer Zeit ruhig aufsitzen, kann der Ausbilder des Pferdes das Pferd führen und du sitzt dabei im Sattel. Währenddessen hast du aber keinerlei Einwirkung auf dein Pferd und bist gewissermaßen nur ein Beifahrer. Die Kommunikation mit dem Pferd übernimmt in diesem Fall zu 100 % die Person vom Boden aus. Beachte, dass das Pferd ein Fluchttier ist und du sitzt „über“ ihm auf seinem Rücken – das erfordert sehr großes Vertrauen.
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- Schritt 7 – An den Reiter und das Reiten gewöhnen:
Ist das Pferd mit dem Aufsitzen und dem Gewicht eines Reiters vertraut, beginnt man das Pferd daran zu gewöhnen, sich mit Reiter zu bewegen. Zuerst geführt, dann an der Longe und zum Schluss frei, also nur Reiter und Pferd.
Wie bei allen anderen Angelegenheiten rund um Pferde, steht natürlich auch hier als oberste Priorität – immer im Sinne des Pferdes zu entscheiden. Wenn dein Pferd in einem der Schritte, egal welchem Schritt, Abwehrreaktionen zeigt, sei nicht sauer.
Überprüfe erneut, ob es ihm gesundheitlich gut geht, ob das Equipment wirklich passt oder ob du vielleicht zu schnell gewesen bist. Wenn du zu schnell gewesen bist, gehe einen Schritt zurück.
Dorthin, wo sich das Pferd noch sicher fühlte und beginne mit dem nächsten Schritt erneut, aber zerteile ihn in viele einzelne kleine Schritte.
Wichtig zum Abschluss:
Auf die Gesundheit des Pferdes zu achten, bevor man reitet, gilt für jedes Pferd, in jedem Alter und an jedem Tag. Denke immer daran, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass ein Pferd dich trägt. Sei immer dankbar für dieses Geschenk des Pferdes.
Mein Fazit
Ich bin damit groß geworden, dass Jungpferde im Alter von drei bis vier Jahren das erste Mal Reiter tragen. Hinterfragt habe ich das viel zu lange nicht, es war für mich selbstverständlich.
Heute muss ich zugeben, dass ich mir doch mehr Gedanken mache. Jeder muss das für sich selbst, vor allem aber natürlich für das Pferd, entscheiden. Daher finde ich Vergleiche generell schwierig. Hier findest du noch weitere Artikel zum Thema Pflege und Haltung Pflege und Haltung.
Allerdings haben sich meine Ansätze zu diesem Thema heute deutlich weiter und tiefgründiger entwickelt und ich denke, das ist auch das Wichtigste:
Immer mit Verstand bei der Sache sein und gerne auch mal die Ansätze der Profis hinterfragen und nachfragen, warum, wieso, weshalb, was getan wird und wie es getan wird.
Ich hoffe, dass ich konnte euch mit diesem Artikel weiterhelfen und freue mich auf den Austausch. 🙂
Liebe Grüße