Wie alt sollte ein Pferd sein, bevor es springt?

Vielleicht habt ihr mal Fohlen beim Spielen beobachtet, oder junge Pferde auf einem Turnier im Parcours gesehen und euch gefragt, ob es gesund ist, dass junge Pferde bereits springen, oder ab welchem Alter ein Pferd springen sollte, ohne dass es negative Konsequenzen haben könnte. Genau auf diese Frage möchte ich im folgenden Artikel näher eingehen und die Hintergründe beleuchten.

Grundsätzlich ist das Springen kein erlerntes Verhalten – ganz im Gegenteil. Das Springen liegt den Pferden von Natur aus im Blut und bereits die Fohlen und Jährlinge springen auf den Wiesen um ihre Mütter oder ihre Altersgenossen herum. Dies beeinträchtigt das Wachstum oder die Entwicklung der Pferde in keiner Weise.

Wie lange wachsen Pferde überhaupt?

Das Pferde mit drei Jahren ausgewachsen sind, ist ein Irrglaube. In diesem Alter mögen sie vielleicht ihre annähernd endgültige Größe erreicht haben, ausgewachsen sind sie aber noch lange nicht. Pferde wachsen bis zu ihrem siebten Lebensjahr in die Länge und Breite.

Fohlen sind bei der Geburt bereits deutlich weiter entwickelt als andere Tierbabys. Bereits nach wenigen Stunden können die Fohlen stehen und laufen, um so vor eventuellen Fressfeinden fliehen zu können. Kopf und Beine entwickeln sich nur noch minimal, während der Hals des Fohlens sich bis zum 8. Monat extrem stark entwickelt. Nun beginnen die Pferde vor allem in die Länge zu wachsen.
Stuten sind bereits mit 24 Monaten geschlechtsreif – Hengste sogar noch etwas früher. Mit 3 Jahren sind die meisten Pferde zwar körperlich auf den ersten Blick ausgewachsen, allerdings besonders im Kopf noch wie Kinder zu betrachten. Mit sechs bis 12 Jahren befinden sich Pferde in ihren besten Jahren, in denen sie die höchste Leistung erbringen können. Alt gelten Pferde dann erst ab etwa 20 Jahren, wobei Ponys eher Spätzünder und Großpferde etwas frühreif sind. Allerdings werden Ponys meist auch etwas älter.

Wenn euch das Wachstum und die Entwicklung von Fohlen genauer interessiert, kann ich euch hier ein gutes Buch empfehlen:

Springen Pferde in der Natur auch?

In der Natur springen Pferde auch. Allerdings sind Pferde eher faul – oder energiesparend unterwegs. Können sie ein Hindernis umgehen, tun sie es, da der Sprung sie deutlich mehr Kraft kostet, welche sie auf einer eventuellen Flucht besser gebrauchen können.

Pferde sind Fluchttiere. Im Notfall fliehen sie schnell und überwinden dabei auch Hindernisse, wenn ihnen diese den Fluchtweg versperren. Haben Pferde allerdings Zeit und ziehen nur durch ihr Gebiet auf der Suche nach neuen Weideländern oder Wasser, werden sie Hindernisse eher umgehen, um ihre wertvolle Kraft zu sparen.

Wie alt sollte ein Pferd beim Einreiten sein?

Pferde sollten auf keinen Fall vor dem 3. Lebensjahr eingeritten werden! Bestenfalls macht man den Zeitpunkt vom jeweiligen Pferd abhängig, denn manche Pferde sind mental auch mit fünf Jahren noch nicht bereit für den Reiter

Wie erkennt man eigentlich das Alter eines Pferdes optisch? In meinem Beitrag dazu erfährst du mehr.

Wann das Pferd eingeritten wird – entscheidet das Pferd! So sollte es jedenfalls sein. Wie wir eben schon gelernt haben, ist das Pferd mit drei Jahren noch lange nicht körperlich ausgewachsen und mental auf jeden Fall noch nicht bereit für die neue Aufgabe. Wenn man seinem Pferd einen Gefallen tun möchte, beobachtet man einfach das Wachstum aufmerksam. Ab dem dritten Lebensjahr kann man regelmäßig locker an der Longe oder vom Boden aus mit dem Pferd trainieren, um die natürliche Muskelbildung – besonders im Rücken – zu unterstützen.
Ist genügend Muskulatur im Rücken vorhanden und das Pferd schonend an Sattel und Trense gewöhnt, kann das Pferd schon deutlich das vierte Lebensjahr überschritten haben. Besonders, wenn man Ihnen noch mal einen Sommer oder einen Winter Ruhe und „Kindheit“ auf der Weide schenkt. Ist das Pferd dann ausgeglichen und willig, mit dem Menschen mitzuarbeiten, spricht dem schonenden Anreiten nichts entgegen. Hier findest du einen Artikel, in dem ich genauer auf das Thema des Pferdealters beim Einreiten eingehe.

Was sagt die FN zu dem Thema?:
Laut der FN (Deutsche Reiterliche Vereinigung) können Pferde ab dem 30. Lebensmonat eingeritten werden.

Wenn ihr euch für das schonende Ausbilden von Pferden interessiert, oder vielleicht selbst gerade ein junges Pferd anreiten wollt, kann ich euch ein bisschen Lektüre empfehlen:

Sollten junge Pferde auf Turnieren vorgestellt werden?

Besonders in der Dressur finden sich immer jüngere Pferde auf den Turnieren. Nicht selten sind die Pferde kaum vier Jahre alt. Solange die Pferde allerdings schonend ausgebildet werden, spricht nichts dagegen.

Die Erwartungshaltung auf Turnieren variiert stark. Es gibt durchaus Reiter, die vierjährige Pferde in den niedrigen Dressur- oder Springklassen vorstellen, aber gar keine Platzierung erwarten. Es geht eher darum, die Pferde an die ungewohnte Situation zu gewöhnen, um es in jungen Jahren bestmöglich auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Diese Form der Turniervorstellung ist mehr als berechtigt und sollte in jedem Fall geschehen, um dem jungen Pferd Sicherheit und Routine zu vermitteln.
Sobald junge Pferde allerdings unter Erfolgszwang auf Turnieren vorgestellt werden und bei Abwehrverhalten des Pferdes gegebenenfalls mit noch mehr Druck geantwortet wird, um eine gute Leistung zu erzielen, ist es falsch. Damit können junge Pferde nicht nur physisch Schaden erleiden, sondern vor allem psychisch. Dies kann bewirken, dass die Pferde sich nicht mehr verladen lassen wollen, oder unter Turnierbedingungen extrem gestresst werden und später gar keine Leitungen mehr erbringen. Da wir gerade von Reit-Turnieren sprechen und ich oft im selben Atemzug nach Sporen gefragt werde. In diesem Blog-Beitrag schreibe ich darüber, ob Sporen den Pferden wehtun und ob sie ethisch vertretbar sind.

Dressur vs. Springen ist das eine schlimmer als das andere?

Nein. Solange beide Disziplinen unter der Berücksichtigung des Körperbaus und dem Muskelzustand des Pferdes geritten werden, schadet das Eine dem Pferd nicht mehr als das Andere.

Auf den ersten Blick könnte man vielleicht meinen, dass das Springen deutlich schädlicher für den Bewegungsapparat des Pferdes sein müsste, als es die Dressur ist. Das ist allerdings ein Irrglaube. Beide Disziplinen können natürlich physischen Schaden am Pferd hinterlassen. Vor allem, wenn die Pferde nicht gut genug vorbereitet oder unzureichend durch Gamaschen oder ähnliches geschützt werden. Sowohl im Springen, als auch in der Dressur werden verschiedene Muskelgruppen stark beansprucht, was gerade bei jungen Pferden unter Vorsicht zu betrachten ist. Das Zauberwort ist also Abwechslung und Ruhephasen.
Jungen Pferden sollten mehr Pausen gegönnt werden, sodass sie zu Beginn des Trainings nur 2-3 Tage in der Woche beanspruchend gearbeitet werden. Stimmen Muskelaufbau, Kraft, Kondition und Arbeitswille, kann dies vorsichtig erhöht werden.

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Fazit und eigene Meinung

Wie ihr seht, gibt es auf die Frage „Wie alt sollte ein Pferd sein, bevor es springt?“ keine absolut konkrete Antwort. Pferde springen bereits nach wenigen Stunden, die sie auf der Welt sind, freudig umher. Es gehört zum gesunden Erwachsenwerden eines Fohlens dazu, besonders im Jährlingsalter, wo die Fohlen mit Gleichaltrigen auf der Wiese spielend das Sozialverhalten erlernen. Unter dem Reiter oder auch im Freispringen sollten Pferde auf keinen Fall vor dem dritten Lebensjahr gesprungen werden, bestenfalls noch deutlich später, um dem Pferd genug Zeit und Raum für eine korrekte Entwicklung zu lassen.

Mein eigenes Pferd wurde erst mit 14 Jahren schonend angeritten. Mittlerweile ist er ein Jahr unter dem Reiter und ich reite ihn noch immer nicht öfter als 3x in der Woche. Mental ist er zwar in jedem Fall bereit für seine Aufgabe, aber es hat in Anbetracht seines Alters deutlich länger gedauert, die erforderten Muskelgruppen aufzubauen und seinen Arbeitswillen zu wecken. Wir haben Zeit und keine sportlichen Ambitionen und ich kann sehen, dass mein Pferd mir dafür dankbar ist.

Ich hoffe, dass ich euch mit dem Artikel trotz der unklaren Antwort helfen konnte und ihr mit neuem Input an die Ausbildung eures jungen Pferdes geht. 🙂

Lieben Gruß,
Annika

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